Gespräch mit Gründungs- und Ehrenmitglied Hans Schwenski über die Vereinsgründung

Wie kam es zur Vereinsgründung?

Wir hatten 150 Meter oberhalb der Königsmühle eine Badeanstalt, die ca. 40 Meter lang und 15 Meter breit war und eine Wassertiefe von 0,30 bis 1,50 Meter hatte. Zum Umkleiden standen 10 Holzkabinen und 3 Gemeinschaftsräume zur Verfügung und für den Bademeister eine Aufsichtszelle. Für den Wassereinstieg waren 3 Treppen vorhanden. Wir wollten aber nicht einsteigen, sondern hineinspringen. Aber dazu fehlte ein Sprungbrett. "Wenn wir doch nur einen Schwimmverein hätten", sagten wir. Also gründeten wir einen Schwimmverein. Hans Imping, Johann Biermann und ich gaben eine Zeitungsanzeige auf, an der sich auch Bademeister Lemke beteiligte, um Mitglieder zu werben. So kam es dann am 1.8.1920 zur Vereinsgründung mit 17 Mitgliedern, Hans Imping als ersten Vorsitzenden und mir als Schriftführer.

Gab es schon Wettkämpfe?

Ja, der erste wurde anlässlich einer Olympia-Woche ausgetragen. Die Schwimmstrecke führte von der Badeanstalt bis zur Königsmühle. Wir holten alle Preise, denn wir waren schon halbwegs geübte Schwimmer, während unsere Gegner meist noch mit einem Bein Bodenberührung hatten. Nur die Preise bekamen wir nicht, weil wir weder dem Stadtverband für Leibesübungen noch dem Deutschen Schwimmverband angehörten. Die Anmeldung wurde dann schnellstens nachgeholt.

Wie war das Vereinsleben?

Sehr gut. Jeden Tag hatten wir Vorstandssitzung. Hier kam es dann zu dem Beschluss. einen Antrag an die Stadt Bocholt um Verlegung der Badeanstalt zu stellen. 150 Meter vom alten Standort entfernt, entstand dann die neue Badeanstalt. Die Wassertiefe betrug hier 2 Meter. Schließlich kam es dann noch zu einem Pachtvertrag mit dem Fürsten Salm-Salm über einen 50 Meter breiten Wiesenstreifen für 1,- Reichsmark Pachtgebühr pro Jahr.

Wann kam nun der Sprungturm?

Am Bahnhof der holländischen Kleinbahn Aalten - Bocholt (heute Berliner Platz) stand ein 4 Meter hoher Wasserturm. Nach abgeschlossenem Kauf transportierten wir ihn zunächst bis zur Königsmühle. Dort wurde er mit den Wänden der Umkleidekabinen der alten Badeanstalt als Floß zusammengestellt und auf der Aa geflößt bis zur neuen Badeanstalt. Das war die Geburt der Aa-Meise. Der Turm wurde aufgestellt, und jetzt konnten wir springen. Aber so mancher bekam Tuchfühlung mit dem sandigen Grund.

Waren auch schon Frauen im Verein?

Ja, unsere eigenen, aber keine konnte schwimmen. Die Schwimmausbildung durfte nur von Personen durchgeführt werden, die von der Stadt die Genehmigung hatten. Eine solche erhielten dann Hermann Schwenski, Hans Schwenski jun., Hans Imping und ich. Groß waren dann Aufregung und Neugierde, als es zum ersten Werbeschwimmfest mit dem Oberhausener Damen-Schwimmverein kam.

Wie kamen wir nun zu den Tonwerken?

Die Mitgliederwerbung lief auf vollen Touren. Sogar eine künstliche Eisbahn gegenüber der Königsmühle trug dazu bei. Alles war zu klein und zu eng geworden. Bei einer Entdeckungsfahrt zu den Tonwerken machten wir dort ein Probebad und prompt bekamen wir von dem Besitzer, Hugo Pieron, eine Anzeige wegen verbotenen Badens. Hans Imping sen., Heinrich Sütfels und ich konnten dann nach vielem mehr oder weniger erfreulichen Hin und Her die Anzeige rückgängig machen und den Besitzer bewegen, uns die Tonwerke zur Nutzung zu überlassen. Als Gegenleistung wurde uns zur Pflicht gemacht, die alte Ziegelei nebst Ringofen abzubrechen, das Gelände einzuebnen und eine massive Gebäudeeinheit unmittelbar am Wasser zu erbauen. Da waren wir dann mehr Erdarbeiter als Schwimmer. Der Umzug fand dann im Sommer 1922 statt.

Wie wurde trainiert?

Georg Seifferth war der erste Schwimmwart. Ich schwamm "Seite" und "Brust", ansonsten wurde nur "Brust" geschwommen. Im Winter ging es jeden 1. Sonntag im Monat ins Hallenbad nach Oberhausen. Die Jugendlichen wurden kostenlos mitgenommen. Für das leibliche Wohl sorgten Unmengen von Apennötten. Bei den Kampfspielen in Berlin 1922 erlernte ich als erster am Niederrhein das Kraul-Schwimmen. Dort wagte ich dann auch meinen ersten Sprung vom 10-Meter-Turm.

Wie sah unser erstes Vereinsabzeichen aus?

Es zeigte einen Rettungsring mit zwei gekreuzten Paddeln in der Farbe schwarz-weiß.

Und nun zurückblickend?

Ich bin stolz, Mitbegründer gewesen zu sein. Es gab viel Arbeit, und es war viel zu tun, aber es hat auch viel Spaß und Freude gemacht.

Das Gespräch wurde anlässlich des 60-jährigen Vereinsjubiläums im Jahre 1980 geführt und in der damaligen Festschrift abgedruckt.

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